Ein Leben ohne dich

Eindrucksvolle Elegie

Een leven zonder jou (Ein Leben ohne dich) ist ein zutiefst be­rüh­ren­des Musical, welches auf dem preis­ge­krön­ten Jugend­roman Wenn Rosen­blätter fallen von Brigitte Minne ba­siert. Es ist ein klei­nes Musical, das ein gro­ßes Pu­bli­kum ver­dient, weil es auf ehr­li­che Weise jeden an­spricht, der je­mals eine ge­lieb­te Per­son ver­lo­ren hat und in dem Mar­lene van der Loo brilliert. Mit ihrer Dar­stel­lung be­weist sie, dass sie zur ab­so­lu­ten Spitze in ihrem Fach ge­hört.

(…) Van der Loo meidet, im Un­ter­schied zu vie­len Musical­dar­stellern, den über­mä­ßi­gen Ge­brauch von Vi­bra­to um Emo­tio­nen her­vor­zu­ru­fen. Die Töne sind genau so pur wie die Emo­tio­nen und das ist ge­rade das, was eine Num­mer wie „Ab­schied neh­men“ bei­nahe un­er­träg­lich schön macht. Es ist das letzte Lied vor der Pause, aber nach des­sem Ende gibt es kei­nen Applaus, nie­mand springt auf, keine Handys wer­den an­ge­schal­tet. Das Pu­bli­kum bleibt in al­ler Stil­le sit­zen, um die Szene zu ver­ar­bei­ten. Wie oft ge­schieht das in ei­nem Musical?

(...) Ein Leben ohne Dich ist ge­wagtes Material für ein Musical. Ja, es ist heftig, aber vor allem besitzt es viel Liebe, Humor und Hoff­nung. Ein au­then­ti­sches Musical ist sehr außer­ge­wöhn­lich (erst recht in den Nieder­landen), da­rum las­sen Sie die Chance nicht ver­strei­chen, diese bitter­süße Ge­schich­te mit wunder­schö­ner Musik und der Musical-Perfor­mance des Jahres zu sehen.

Ein Leben ohne dich

Ein seltsam schöner Schlag in die Magengrube

Eine Vor­stel­lung kann meist dank­bar sein für das Pu­bli­kum, das kommt. Aber ab zu kann man auch als Zu­schau­er dank­bar sein, dass man eine Vor­stel­lung sehen durf­te. „Ein Leben ohne dich“ ist so eine. Ich nehme be­reits zu An­fang al­les vor­weg: Die­se klei­ne Pro­duk­tion von Musix Pro­duc­tions ist ehr­lich und pur, emo­tio­nal aber nicht sen­ti­men­tal, hart und gleich­zei­tig warm­her­zig und hoff­nungs­voll.

(...) Komponist Rory Six und Autor Kai Hüsgen wussten alle Fall­stricke zu um­gehen und ha­ben es ge­schafft, ein pures, wahr­haf­ti­ges und in­te­ge­res Stück zu kre­ieren, das keine emo­tio­na­le Effekt­ha­sche­rei be­nö­tigt. Die kluge Er­zähl­struk­tur – in der die Rück­blen­den naht­los mit dem Heute ver­wo­ben wer­den –, die le­bens­ech­ten und kla­ren Dia­loge und die rei­che Par­ti­tur sor­gen da­für, dass man von der ers­ten Se­kun­de an mit Rose, Till und Iris mit­fühlt. Eine Ver­bin­dung zum Pu­bli­kum, die auch in der rest­li­chen Vor­stel­lung nicht ab­reißt, und wo­durch man al­le Emo­tio­nen, die die Cha­rak­te­re durch­le­ben, selbst mit­er­lebt. Auch gibt es viel fei­nen und bit­ter­nö­ti­gen Hu­mor, selbst in Mo­men­ten, wo die Tra­gik schmerz­voll sticht. Per­fekt do­siert, nir­gends de­platziert.

(…) Diese Vor­stel­lung ist so vie­les: Die Be­loh­nung für den Mut und das Durch­set­zungs­ver­mö­gen der Macher, ein Ge­schenk an ein Pu­bli­kum, das keine Angst vor der Kon­fron­ta­tion mit den ei­ge­nen Ge­füh­len hat, Mu­sik­the­a­ter, das Wun­den auf­reißt und sie heilt. Kurzum, ei­ne selt­sam schö­ne Er­fahrung.

Wenn Rosenblätter fallen ...

Een levn zonder jou - Uraufführung des M-Lab Amsterdam

(...) Dieser Abend ist eine in­ti­me und rüh­ren­de Ge­schich­te, die vom Los­las­sen, von Ver­trau­en und der Kraft der rei­nen Lie­be er­zählt.

(...) Roos wird her­vor­ra­gend ge­spielt von Marleen van der Loo; vor allem die Sze­nen, in de­nen die Krank­heit mit vol­ler Kraft zu­schlägt, sind be­ein­druckend. Marleen lässt Roos' Blät­ter mit al­len mensch­li­chen Ge­füh­len, wie Bos­heit, Trau­er, Angst und Stär­ke, sanft fal­len. Man glaubt ihr die Krank­heit, was dem Pu­bli­kum wie­de­rum nahe geht, vor al­lem den­je­ni­gen, die ein Déjà-vu er­le­ben. Aber auch der Witz fehlt nicht in ih­rem Text. Kai Hüsgen (Texte) hat da die rich­ti­ge Mi­schung ge­funden.